GESCHICHTE DES BOGENSPORTES

Pfeil und Bogen werden seit mindestens 14.000 Jahren (dem ausgehenden Jungpaläolithikum) benutzt, was vor allem durch entsprechende Pfeilspitzen aus Feuerstein belegt ist. Die älteste Bogendarstellung ist als Gravur auf einer Kalksteinplatte der Grotte des Fadets, Dept. Vienne, Frankreich aufgebracht. Sie datiert in das späte Magdalénien.

Die ältesten gesicherten archäologischen Belege für den Bogengebrauch stellen vollständig erhaltene Pfeile aus dem Stellmoor bei Hamburg dar (etwa 10.000 v. Chr., Ahrensburger Kultur). Sie wurden aus Kiefernholz hergestellt und besitzen Stielspitzen aus Feuerstein.

Die ältesten unzweifelhaften Bogenfunde sind zwei ca. 8000 Jahre alte Flachbogen aus Holmegård(Dänemark). Sie entstammen der Kongemose-Kultur des nordischen Mesolithikums.

Die älteste europäische Schule des Bogenschießens stammt aus dem Jahr 1545 vom englischen Autor Roger Ascham und trägt den Namen „Toxophilus“. Toxophilus, der Freund des Schießens, führt darin einen Dialog mit Philosophos, dem Freund der Weisheit.

Eine Anekdote zum exotischen Status des Bogenschießens im frühen 19. Jahrhundert ist vonJohann Peter Eckermann in Gesprächen mit Goethe überliefert. Zur selben Zeit hatte das Bogenschießen in Brabant (Belgien) den Status eines beliebten Volkssports, wie Eckermann im Jahre 1814 beobachtete. Dort schossen junge Männer auf 60 bis 80 Schritt – mit offenbar beeindruckenden Ergebnissen – auf eine Papierscheibe, die an einer nassen Lehmwand befestigt war.

Nach eigenen Worten bemühte sich Eckermann einige Jahre vergeblich um eine Popularisierung des Bogensports.

Ein im Jahre 1920 erschienenes Heftchen mit dem Doppeltitel „Bogenschießen / Werfen mit dem Bumerang“ war lange Zeit die maßgebliche Anleitung für das Bogenschießen in deutscher Sprache. Hohe Auflagen erzielte außerdem das 1948 erschienene Buch von Eugen Herrigel mit dem Titel „Zen in der Kunst des Bogenschießens“. Dieses Buch beeinflusste auch viele aktive Sportschützen in ihrer mentalen Einstellung zum Schießen, wie John Williams (Olympiasieger von 1972) über sich und Richard McKinney mitteilte.

Das Bogenschießen beruht auf dem Prinzip eines elastischen Stabes (Bogen), der mit einer Bogensehne gespannt wird. Durch Anspannen der Sehne wirkt der Bogen wie eine Feder und es wird potentielle Energie aufgebaut, die sich beim Lösen der Sehne als kinetische Energie des Pfeilsfrei setzt. Je stärker die Spannkraft des Bogens und je länger der Auszug der Sehne ist, desto schneller, weiter, geradliniger und durchschlagskräftiger fliegt der Pfeil. Die Spannkraft des Bogens wird traditionell als Zuggewicht an der Sehne in englischen Pfund (1 englisches Pfund = 0,453 kg) bei einem Auszug von 28 Zoll (71,12 cm) gemessen.

Das Zuggewicht von Bögen variiert zwischen wenigen Pfund bei Kinderbögen bis über 60 Pfund bei trainierten Schützen. Bei Compoundbögen, die mit einem flaschenzugähnlichen Mechanismus ausgestattet sind, hat der Bogen eine weitaus größere Spannenergie, weil die aufgewendete Zugkraft des Schützen bereits vom Beginn des Auszuges an bis kurz vor dem vollen Auszug annähernd gleichmäßig hoch ist und dadurch dem Pfeil ein wesentlich höherer Impuls gegeben wird. Die Länge des Auszugs hängt von der Armlänge des Schützens und der Art der Schießtechnik ab. Schießtechnik heißt hier vor allem die Wahl des Ankerpunktes, wo die Zughand den maximalen Auszug der Sehne erreicht. Je nach Bogenklasse und Verband, in dem der Bogenschütze sportliches Schießen betreibt, gibt es Beschränkungen in der Abschussgeschwindigkeit (Feld- und Wald: 300 fps (Fuß pro Sekunde) oder Zuggewicht von 60Pfund (FITA, Target).

Geschichtliche Entwicklung des Bogensportes

Als Sportart bildet sich Bogenschießen im 16. und 17. Jahrhundert in England heraus. 1844 werden die ersten britischen Meisterschaften ausgetragen. 1931 rufen Finnland, Frankreich, Norwegen, Polen und Schweden den internationalen Bogenschützen-Verband FITA (Fédération Internationale de Tir à l’Arc) ins Leben. Im selben Jahr finden auch die ersten Weltmeisterschaften statt. Bei den Olympischen Spielen 1972 in Münchenwerden die Regeln der FITA offiziell anerkannt und die sogenannte „FITA-Runde“ zum Standard bei internationalen Wettkämpfen. Die Athleten schießen jeweils 36 Pfeile aus Entfernungen von 90, 70, 50 und 30 Metern (Herren) sowie aus 60, 50 und 30 Metern (Frauen) auf die Zielscheiben.

Bogensport und Olympische Spiele – eine Geschichte für sich. Erstmals fliegen die Pfeile bei den Sommerspielen in Paris 1900. Auch 1904, 1908 und 1920 dürfen die Bogenschützen antreten. Danach verschwindet der Sport bis 1972 aus dem olympischen Programm. Gründe lassen sich nur vermuten: Einerseits fehlen einheitliche Regeln, andererseits ist der Bogen für viele immer noch mehr ein historisches als ein modernes Sportgerät. Seit der Wiederaufnahme ins olympische Programm kämpfen auch die Frauen um Medaillen.

[1] Wikipedia, Bogensport [16.11.2014]